Aus dem Stadtarchiv:

Ein im VHS Kurs übesetzter Brief ohne Datum gibt hautnah die Gefühle eines Menschen vor mehr als 150 Jahren wieder, dem der Fortzug aus dem Geburtsort sehr schwergefallen ist. Babette Herrschel, welche nach ihrer Heirat mit Simon Juda Ende der 1850er Jahre nach Bitburg zog, war 1834 in Klüsserath an der Mosel geboren worden und dort auch aufgewachsen. Obwohl Bitburg und Klüsserath aus heutiger Sicht nur 26 km Luftlinie auseinanderliegen, war die Entfernung wegen fehlender Eisenbahnverbindung nach Trier (erst ab 1871) sowie schlechten Straßen wahrscheinlich eine ganze Tagesreise. Daher fühlte sich die Entfernung für Babette wie eine "Reise in eine andere Welt" an. Ihre Gedanken, die vor allem Abends immer wieder in Richtung Klüsserath schweiften, fasst sie im Brief an ihre Schwester Juliana, genannt Jettchen, Simon folgendermaßen zusammen: "ich winschte dich schon unzehligemal bei uns in die stille Haushaltung, Ich weiß nicht ob du und Sara es auch so empfindet jeden Abend in der Dämmerungs-Zeit fühle ich mich so Sehnsuchtsvoll zu Euch hingezogen. Dann sitze ich am Fenster der Küche in die Hände gestüzt u. meine Gedanken schweifen nach der l. Heumath nach Euch meine lieben alle in einem solchen Augenblick gebe ich alles hin wenn ich nur eine Stunde mit Euch plaudern könnte, meine Thränen lindern meinen Schmerz welche ich verstohlen vergießen muß m. l. Juda der mich gerne auf den Händen tragen möchte sieht nicht gerne eine trübe Miene an mir. Dieser singt u. macht Stuß biß er mich mit Mühe zum Lachen bringt." Der Brief macht deutlich, wie schmerzhaft die räumliche Trennung von Familienangehörigen