Die Versorgung Bitburgs mit Wasser
Es ist bekannt, dass unser Bedgau stets einen guten Ruf genoss in Ackerbau und Viehzucht. Den arbeitsamen Bewohnern der Stadt aber bereitete der Mangel an Wasser für Menschen und Vieh viel Mühe und Arbeit, da in warmen Sommern die Brunnen häufig bis zum letzten Tropfen austrockneten. Das Wasser musste dann mit Eimern und Fässern aus der Nims und dem Metzbächen genommen werden. Der Eimer Wasser wurde in der Stadt mit 2-5 Pfennig bezahlt. Um der Wassernot abzuhelfen, ließ die Stadt 4 tiefe Brunnen graben, je einen im nördlichen, südlichen, östlichen und westlichen Teile des Ortes. Von den beiden zuletzt noch vorhandenen dieser städtischen Brunnen, die mit Pumpen versehen waren, lag einer bei dem Hause Barg (Erdorferstraße), der sehr wasserreich war, der andere am Borenweg beim Annenhof.
Die erste städtische Wasserleitung wurde im Jahre 1857 angelegt. Man fand eine von den Römern gebaute aber verfallene Wasserleitung, den sogenannten Kandelsborren. Dieser wurde von acht nicht weit auseinanderliegenden 40 Fuß tiefen römischen Brunnen, die mit Kanälen verbunden waren, gespeist. Das Wasser dieser 8 Brunnen war im 11. Jahrhundert nach dem Wallfahrtsorte Clemantus in der Nähe des Irscherhofes geleitet.
Diese 8 Brunnen befinden sich etwa 5 Minuten westlich des Matzener Wäldehaus verdeckt und sind unter der Straße nach dem Kandelsborn geleitet und mit dem Zuckerborn vereinigt worden. Von da aus wird das Wasser in Ton- und Bleiröhren hinter dem Kirchhof durch „Plattenpesch“ und „Borenwies“ (heute Borenweg) geleitet bis zu dem freien Plätzchen bei den Häusern Brauerei Johann Baptist Zangerle, Johann Josef Gillen und Johann Becker, wo der Auslauf ist. (Heute steht hier die Eisenhandlung Tressel, und der Brunnen ist in die spätere Wasserleitung eingeschaltet.)
Ebenfalls wurde die Oberstadt mit einer Wasserleitung versehen. Eine Quelle wurde im Distrikt Burbet gefunden und im Jahre 1860 unter dem großen Brandweiher bei dem Hause Johann Garcon (gegenüber Andreas Strauck) zum Auslauf gebracht. Diese Quelle wurde schon anfangs der 1840er Jahre durch einen Rutengänger festgestellt. Aber der Bau der Leitung wurde wegen der schlechten finanziellen Verhältnisse bis 1860 verschoben.
Schon im Jahre 1836 hatte die Stadt einen artesischen[1] Brunnen bei der unteren Kirche (St. Peter) durch Rauen aus Nattenheim bohren lassen, der rund 3.000 Taler gekostet hat. Wasser fand in diesem Brunnen genug für ganz Bitburg, allein man hoffte noch mehr zu finden und ließ tiefer bohren. Ein unglückseliger Schuss aber sprengte den Fels und das schöne Wasser verschwand. Noch lange wollten die Leute bei stiller Nacht das Wasser rauschen hören beim zweiten Treppentritt zur Peterskirche, gegenüber dem Hause Schilz.
Von 1860 an hatte die Stadt also bessere Wasserverhältnisse. Aber die Stadt entwickelte sich, breitete sich aus, hatte 3 Bierbrauereien, 2 Gerbereien, 1 Färberei, 2 Branntweinbrennereien, 1 Essigfabrik, 4 Metzgereien, so dass in der Folgezeit das Wasser doch wieder knapp wurde.
Im Jahre 1887 gelang es der Stadtverwaltung (Bürgermeister Stuckert, Beigeordneten Johann Peter Limbourg, den Stadtverordneten Christoph Gansen, Andreas Koster, Nikolaus Messerich, Kreis-Physikus Dr. Nels, Christoph Schmitt, Theobald Simon, Andreas Strauck, Johann Peter Wallenborn, Anton Weinard und Wilhelm Well) den damaligen Direktor des Trierer Wasserwerkes, Herrn Klar, zu veranlassen, in Bitburg eine Wasserleitung zu planen. Dieser Plan fand die Zustimmung des Unternehmers des Trierer Wasserwerkes, des Herrn Marshal aus London. Bald wurde im Nimstal oberhalb der Steinernbrücke (Steinebrück) auf einem Hospitalfelde durch die englische Firma gebohrt und eine schöne Quelle gefunden. Bei etwa 4 m Tiefe schlug der Arbeiter Matthias Mayer, der den Brunnen grub, in Anwesenheit des Stadtverordneten Herrn Apotheker Koster und des Bitburger Polizeisergeanten Bornecke drei bis viermal mit einer Spitzhacke auf eine Kalksteinplatte. Diese löste sich und ein mindestens 4 Zoll dicker Wasserstrahl schoss plötzlich empor. Der Mann musste schleunigst aus dem Brunnen heraus und in 5 Minuten war das 4 m tiefe und 3 m weite Loch voll schönes, gutes Wasser. Zum Ausbauen des Brunnens musste deshalb eine Pumpmaschine aus Trier eingestellt werden. Die Quelle kommt aus dem Lagerberg.
Am 1. Januar 1888 floss das erste Wasser der neuen Wasserleitung in Bitburg. Im Laufe desselben Jahres wurde die Arbeit vollendet. Fünfzig Jahre lang sollte nach dem Vertrag mit dem Erbauer die Stadt bzw. die Anschließer einen Wasserzins zahlen. Dann sollte das Wasserwerk in gutem Zustand der Stadt als Eigentum übergeben werden. Die Stadt erwarb aber, besonders auf Betreiben des Bierbrauers Theobald Simon, das Eigentumsrecht schon vor Ablauf der Vertragszeit.
Somit war der Wassermangel, wie man glaubte, für immer beseitigt. Aber die Stadt hat sich weiter so vergrößert und die Garnison tat seit 1938 das übrige, das 1939 eine neue tiefe Quelle angebohrt werden musste um den Wasserbedarf zu decken. Im Winter 1939/1940 trat die verstärkte Wasserleitung in Tätigkeit, so dass nunmehr die Wasserfrage lange Zeit gelöst sein wird.
[1] https://www.geothermie.de/bibliothek/lexikon-der-geothermie/a/artesisch
