Nikolaus Weyand 

Übersetzung von Dokumenten zum Bitburger Bürgermeister zwischen 1851 und 1854

Übersetzung der Dokumente zu Nikolaus Weyand

Im Jahr 2025 wurden im VHS Kurs Dokumente aus dem Landeshauptarchiv Koblenz (Signatur: Bestand 403 Nr. 538 ) übersetzt. In diesen ging es um Nikolaus Weiand / Weyand (1820-1872), welcher in der Periode von 1851-1854 Bürgermeister der Stadt Bitburg war.

  • Wer war Nikolaus Weyand (1820-1872)?

    Nikolaus Weiand wurde 1820 in Neunkirchen, Kreis Merzig, als Sohn eines Lehrers geboren. Er besuchte eine Elementarschule und war drei Jahre lang Schüler am Gymnasium in Metz. Wegen "eingetretenen Vermögensverlustes" seiner Eltern musste er diese Schule verlassen und erhielt weitere drei Jahre Privatunterricht durch einen Geistlichen. Den Plan, Theologe zu werden, gab Weiand nach dem plötzlichen Tod seines Lehrers auf. 1837 wurde er Gehilfe des Bürgermeister von Neunkirchen. 1841 bis 1843 diente er im Militär. Ab dem Herbst 1843 trat er als Gehilfe des Bürgermeisters von Thalfang wieder in die Verwaltung ein und wurde im März 1847 Zivilsupernumerar bei der Regierung in Trier. Schon im Herbst 1847 wurde er Kreisschreiber beim Landrat von Bernkastel. 

    Durch Verfügung vom 06.01.1849 wurde er zum Bürgermeister von Bernkastel bestellt. In dieser Eigenschaft zeichnete er sich am 19.05.1849 dadurch aus, dass er die in Bernkastel vorhandenen Revolutionäre daran hinderte, im Glockenturm der Stadt durch Sturmläuten die Bewohner der Umgegend von Bernkastel zu alarmieren. Dabei ließ er sich zusammen mit einigen Anhängern weder von Drohungen noch durch Waffengewalt einschüchtern.

    1850 übertrug man ihm die Verwaltung in Prüm und 1851 kam er als Bürgermeister nach Bitburg. In Bitburg heiratete er die Tochter des damaligen Landrates Sprenger. Aber schon im März 1853 zog er nach Merzig, wo er ebenfalls zum Bürgermeister ernannt werden sollte. Am 03.10.1854 wurde Weiand zum Bürgermeister der Samtgemeinden und der Stadt Merzig ernannt. 1860 zog es Weiand nach Ottweiler, wo er Bürgermeister der Stadt und der Außengemeinden wurde. Gleichzeitig verwaltete er in Personalunion die Bürgermeisterei Stennweiler. Weiand verstarb am 13.08.1872 in Ottweiler. 

    Quelle: Chronik der Stadt Bitburg, Peter Neu, Dr. Josef Hainz, Prof. Dr. Pauly, Trier 1965, S. 508f.

  • Hintergrund des Dokuments aus dem Landeshauptarchivs (Bestand 403 Nr. 538)

    Im ersten Viertel des 19.Jahrhunderts gab es allerorts im Deutschen Reich Rebellionen, die in den Barrikadenkämpfen vom 18. März 1848 in Berlin ihren Höhepunkt erreichten. Der Hintergrund für diese Unruhe war das Resultat des Wiener Kongresses, die Bürger enttäuscht hatte, da es hier nicht mehr um die erträumte Freiheit und nationale Einheit ging, sondern lediglich darum, die alten Autoritäten wieder herzustellen. Am 18. Mai 1849 wurde das Zeughaus in Prüm im Zuge dieser Unruhen gestürmt, sodass sich die Revolutionäre bewaffnen konnten. Auch in anderen Orten kam es zu solchen Unruhen, die im Endeffekt durch den Einsatz der Armee schnell wieder niedergeschlagen werden konnten. Das Dokument aus dem Jahre 1852 bezieht sich auf die Taten des Nikolaus Weiand während der Geschehnisse in Bernkastel im Jahre 1849.

  • Bericht aus Bernkastel zu Weiand / Weyand vom 24.07.1849

    Bernkastel, den 24 Juli 1849

    Betr. Das Gesuch des Verwalters der Bürgermeisterei Bernkastel N. Weyand um Anstellung in unmittelbaren Staatsdienst (Präs.Verf. vom 6.7.1849)

    An den königl. Regierungspräsidenten Herrn Sebaldt zu Trier

    Ich habe schon früher einmal Gelegenheit gehabt, mich gegen Sie, Herr Präsident, über die Tauglichkeit und Dienstführung des Weyand, so wie sein außeramtliches Leben auszusprechen. Ich kann mein damals ausgesprochenes Urtheil auch heute nur wiederholen. Weyand hat alle Anlagen zu einem tüchtigen Beamten, dabei Fleiß und guten Willen der Anforderungen, die an ihn gestellt werden, zu entsprechen und sich in dem Wissen und Kennen, was ihm zu besitzen nöthich ist, auszubilden.

    Sein außeramtliches Leben ist ganz tadelfrei, seine Gesinnung der Regierung ehrlich ergeben. Längere Beschäftigung wir ihm bei seinen natürlichen guten Anlagen mit dem Eifer vorwärts zu kommen und Gutes zu wirken, was ihm sein bisheriger Bildungsgang nicht verschaffen konnte, leicht nachholen lassen. Mit seiner Verwaltung der hiesigen Bürgermeisterei bin ich zufrieden, in so fern er billiger Ansprüche genügt. Dass ihm dieser umfangreiche Verwaltungsbezirk, zu dem eine ausgedehnte Beschäftigung als Hilfsbeamter der gerichtlichen Polizei und des öffentlichen Ministeriums tritt, viel zu schaffen macht, ist gewiss und natürlich, zumal er denselben vor einem Verwalter -  Hr. Schwarz - übernahm, der lange Zeit alles hatte gehen und stehen lassen, wie er eben wollte.

    Nach einigen Jahren würde er leicht zu den tüchtigsten Bürgermeistern gezählt werden können. Auch an Energie fehlt es ihm nicht. Sein Auftreten am Nachmittage des 19ten Mai im Verein mit dem mehrerer anderer Bürger hiesiger Stadt gegenüber Herr Delahaye und Genossen, letzteren, der schlechtesten Subjekte von Bernkastel, war entschieden und muthig und beweist seine Behauptung. Nachdem nämlich der Versuch Schily's und seiner Begleiter, die Stadt Bernkastel zur offenen thätigen Teilnahme an der Revolution zu bewegen, an der Furcht und vielleicht auch der Apathie der Stadt gescheitert war und er nur etwa einige hundert hiesiger Einwohner, unter denen hauptsächlich Tabakarbeiter der Fabrik von Schmittgen hervortraten, auf seiner Seite und bewaffnet hatte, musste er Nachmittags gegen 4 Uhr den Versuch durch Sturmläuten die Nachbargemeinden heranzuziehen.

    Nachdem dieses einige Zeit gedauert hatte, und Niemand aus den umliegenden Dörfern erschien, stellte sich Weyand an die Spitze einiger Bürger, ging mit ihnen zum Glockenthurme  und zwang mit diesen die dort befindlichen Läuter ihre Thätigkeit einzustellen. Kaum war er nach Abschließen des Thurmes fort, so wurde die Thüre von Delahaye und einigen anderen erbrochen und das Stürmen begann von Neuem. Da kehrten auch die oben genannten, an ihrer Spitze Herr Weyand, zurück und erzwangen abermals, obschon auf sie ein Gewehr angelegt und Feuer kommandirt, aber nicht geschossen wurde, das Einstellen des Glockenziehens. Unter diesen Umständen werde ich die Uebernahme des Weyand in den direkten Staatsdienst seiner Zeit für einen Vortheil für den Staat selber ansehen. Gezeichnet: Der Landrat von Steinäcker

  • Bericht zu Weyand / Weiand vom 20.02.1852

    Bitburg, den 20ten Februar 1852

    Die Bitte des Bürgermeister Weiand zu Bitburg um Anstellung im Staatsdienst in sperie in der höheren Polizei-Verwaltung betreffend

    An den königlichen Regierungspräsidenten Herrn Sebald Ritter

    Wohlgeborenen


    Bei Rücksendung der hierneben allegirten sehr verehrlichen Verfügung mit denen Anlagen, beehren Euer Hochwohlgeborenen ich mich gehorsamst zu berichten, wie zwar der Weiand erst seit Anfang Juni 1851 als Bürgermeister dahier fungiert, sich aber während dieser Zeit als umsichtigen und thatkräftigen Beamten bewährt hat, indem denselben nicht nur die durch frühere Vernachlässigungen sehr in Unordnung gekommene Gemeinde – Verwaltung mit unermüdlicher Thätigkeit und Umsicht zu ordnen sich bemühet, sondern in Handhabung der Polizei, welche auf hier durch die bekannten Ereignisse in den Jahren 1848 und 1849 einer kräftigen Nachhülfe bedürfte, mit Energie gewidmet hat.

    Der Weiand ist als Verwaltungs- und Polizeibeamter mit den auf seinen Wirkungskreis [ ] benden Gesetzen und Vorschriften, sowie mit deren rechtzeitigen und richtigen Anwendung vollständig vertraut und entspricht seinem Beruf als Polizeianwalt bei dem hiesigen königlichen Polizeigericht ebenfalls mit größerer Pünktlichkeit.

    Der ausseramtliche Wandel des Weiand ist ganz tadelfrei, sein Benehmen anständig und mit Charakterfestigkeit verbunden und endlich ist durchselbe dem Gouvernement in allen Beziehungen treu ergeben.

    Ich glaube mit diesen Eigenschaften den Weiand zur Anstellung in der höheren Polizei-Verwaltung empfehlen zu können, indem ich überzeugt bin, dass derselbe in einem aussölligen Wirkungskreise vollständig befriedigen werde. Gezeichnet Landrat Johann Peter Sprenger (Bitburger Landrat von 1849-1871)

  • Bericht zu Weyand / Weiand vom 01.03.1852

    Trier, den 1ten März 1852

    Betrifft das Gesuch des Bürgermeisters Weyand zu Bitburg um Übernahme in den königlichen Dienst, namentlich in die höhere Polizeiverwaltung

    (Auf hochverehrliche Randverfügung vom 3ten v. (vorigen) Monats)#

    Die hochverehrliche Rand-Verfügung vom 3ten Februar d. Js, mit Beilagen, zurückreichend, füge ich gehorsamst einen Bericht des Landraths Amtes Bitburg vom 20ten v.M.(vorigen Monats) zu.

    Abschrift eines Berichtes des Landratsamtes Bernkastel vom 24ten Juli 1849. Hierbei, des welchen Aktenstücken Eu. Hochwohlgeborenen eine möglichst treue Charakteristik des Petenten geneigtest entnehmen wollen.

    Meine Wahrnehmungen treffen mit der Auffassung der beiden Berichtserstatter im Wesentlichen zusammen. Der Weyand, im rustigen Alter von 32 Jahren stehend, ledig, hat zwar keine wissenschaftliche, auch keine vollkommene höhere Schulbildung genossen, allein der Besuch eines französischen Lyceums (Gymnasiums) während 3 Jahre, und die Vorstudien für den geistlichen Stand haben demselben immerhin eine gute formale Bildungsgrundlage gegeben. Aufmerksam wurde ich im Mai 1849 auf diese Persönlichkeit. Weyand war zum commissarischen Vertreter des durch die damaligen Unruhen verdrängten Bürgermeisters in Bernkastel ernannt und hatte bald Gelegenheit, Beweis seiner loyalen Gesinnung und seiner persönlichen Bravour abzulegen. Nachdem am 18ten Mai 1849 die ruchlose Erstürmung des Landwehr Zeughauses in Prüm stattgefunden hatte, wandte sich das Schily’sche Corps nach der Mosel, und suchte – in Besitz eines Theiles der geraubten Waffen – einen bewaffneten Aufstand zu provozieren. Die Aufrührer bemächtigten sich zu Bernkastel eines Glockenthurms und versuchten durch Sturmläuten die Umgegend zu alamieren. Dass die Erfolglosigkeit dieses Unternehmens ein Verdienst des Weyand gewesen, darf wol nicht behauptet werden. Tatsache ist es jedoch, daß Weyand in diesen kritischen Momenten mehrere Bürger von Bernkastel versammelte, sich an der Spitze dieser Mannschaft zweimal des Glockenthurms bemeisterte, das Sturmläuten unterdrückte und sich in diesem Begieren weder durch Drohungen ncoh durch Demonstrationen mit Waffengewalt irre machen ließ.

    Weyand hatte sich durch sein mutiges Benehmen in dem Grade empfohlen, dass ich Gelegenheit nahm, nachdem der frühere Bürgermeister von Bernkastel reaktiviert worden war, den Ersteren zum Bürgermeister von Prüm und später zum Bürgermeister von Bitburg zu ernennen. In dieser Stellung ist Weyand seit Juni 1851 aus dieser Periode datiert das sehr günstige Zeugnis des commissarischen Landrates von Bitburg, auf welches um so mehr Gewicht zu legen ist, als der Berichtserstatter seit dem Abgange des Herren von Holleuffer von Prüm, eine Zeit lang auch der Kreis Prüm mit verwaltete, der Weyand in Prüm noch vorstand, und selbst Veranlassung gab, das Weyand nach Bitburg versetzt wurde.

    Weyand ist treu, eifrig erfahren in den Gesetzen, namentlich als Beamte der gerichtlichen Polizei seit Jahren beschäftigt, und recht gewandt, sowohl im Geschäft wie im Umgange, dabei nüchtern, anständig und solid, - und ich muss gestehen, dass ich auch denselben bei Besetzung der hiesigen Polizeicommissar Stelle gerücksichtiget haben würde, wenn ich hätte unterstellen können, dass er mit einem Einkommen von 500 rt (Reichstaler) vorlieb nähme (Er hat als Bürgermeister etwa 600 rt) Und wenn ich für Bitburg einen passenden Ersatz gewusst hätte. Da der Weyand jedoch in Hinsicht des Einkommens submittiert und ich keinen haltbaren Grund habe, seinen Übertritt in den Staatsdienst zu erschweren, so nehme ich nunmehr keinen Anstand, denselben für den höheren Polizeidienst angelegentlich zu empfehlen, für welchen er sich sehr eignet, d. h. zunächst in der Stellung eines Königl. Polizeicommissars mit etwa 500-600 Reichstaler und zwar, wo möglich in der Rheinprovinz, da die Bildungsschule des Weyand entschieden dieser Provinz angehört. Ich bezweifle es keinen Augenblick, dass Weyand später auch zu höheren Polizeistellen recht gut zu gebrauchen sein wird, doch möchte ich raten, diese Laufbahn nicht zu übereilen, da Weyand etwas eitel und reizbar ist, weshalb es für ihn selbst, wie für den Dienst nützlich sein dürfte, wenn er zur Selbstständigkeit eines höheren Polizeibeamten noch etwas Vorbereitung geniesst. Die zuletzt erwähnte Eigenschaften waren es auch, welche sich mit den gleichartigen des Herren von Holleuffer nicht vertragen konnten, weshalb sich in Prüm einige Verwickelungen herausbildeten, welche aber durch das Abtreten der betreffenden Persönlichkeiten vom dortigen Schauplatze ihre Erledigung gefunden haben, ohne dass ich daraus gegen Weyand ein triftiges Präjudiz ableiten könnte.

    Gezeichnet Regierungspräsident Wirtz

  • im März 1852 wird die Bewerbung wegen Weiands wegen fehlender Stellen im höheren Dienst abgelehnt

    An den königlichen Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Ritter Herrn von Kleist-Retzow

    Hochwohlgeborener hierselbst

     Euer Hochwohlgeborenen

    Beehre ich mich unter Admission der unterm 7 d. M. hochgeneigtest mir mitgetheilten, den Bürgermeister Weyand zu Bitburg betreffenden Verhandlungen, gehorsamst zu berichten, dass ungeachtet der Hervorgehobenen, guten Qualifikation desselben, im Regierungsbezirk Düsseldorf eine Stellung für ihn im königlichen Polizeidienste nicht wird beschafft werden können. Nach dem Inhalte des Gesuches des Weyand vom 25ten Januar i. ist nemlich anzunehmen, dass derselbe, welcher als Bürgermeister jetzt ein Einkommen von 600 Rtler hat, eine wenn auch nicht besser dotierte Polizei-Verwaltung gefundene Stelle anbiet. Der Regierungs-Präsident Sebald zu Trier  ihn zunächst nur zum Polizei-Commisseur geeignet, und wird also ihn bei Besetzung der ausinspekleren Stelle zu Barmen und Orsfeld, wenn auhc dafür noch keine andern Individuen bestimmt ins Auge gefasst wären, nicht perücksichtigt werden können; eine Stelle als königlicher Polizei Commisseur ist aber in dem Düsseldorfer Regierungsbezirke nicht erkant und eine derartige Stelle im Communaldienst wieder auch abgesehen von dem genügenden Einkommen dem Weyand um so weniger zusezen, als sein Wunsch grade auf den unmittelbaren königlichen Dienst gerichtet ist. Wenn seinem früher im Jahre 1848 gesagten Wunsche, als Civilsupernummerarius bei der königlichen Regierung zu Trier einzutreten, (siehe No. 7 der Anlagen ) nicht gewillfehret worden ist, lässt sich aus den vorliegenden Verhandlungen nicht ersehen. Wenn ich bei mündlicher Rücksprache mit Eurer Hochwohlgeboren darauf hingedeutet habe, dass vielleicht in dem Weyand ein tüchtiger Bürgermeister für Gladbach genommen werden könne, so wird solches einertheils nach der am Schluss des Berichtes der Regierungspräsidenten Siebert vergebenen persönlichen Charakteristik des Weyand, anderertheils nach den zur Zeit in Gladbach obwaltenden Verhältnissen, sich nicht realisieren lassen. Außer Gladbach sind aber nur noch zwei kleine Bürgermeisterstellen in dem genannten Regierungsbezirke, nemlich zu Kervenheim und Ölden unbesetzt; die Wahl des Oeynhauser für die bedeutende Stadt-Gemeinde Mühlheim an der Ruhr liegt zur allerseitsten Bestetigung vor.