Im Jahr 2025 wurde im VHS Kurs Dokumente aus dem Landeshauptarchiv Koblenz (Signatur: Bestand 700, Nr. 16) übersetzt. In diesen ging es um Franz Fischer aus Wittlich, der am Prümer Zeughaussturm teilgenommen hatte und daher verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde.
Hintergrund des Dokuments aus dem Landeshauptarchivs (Bestand 403 Nr. 538)
Im ersten Viertel des 19.Jahrhunderts gab es allerorts im Deutschen Reich Rebellionen, die in den Barrikadenkämpfen vom 18. März 1848 in Berlin ihren Höhepunkt erreichten. Der Hintergrund für diese Unruhe war das Resultat des Wiener Kongresses, die Bürger enttäuscht hatte, da es hier nicht mehr um die erträumte Freiheit und nationale Einheit ging, sondern lediglich darum, die alten Autoritäten wieder herzustellen. Am 18. Mai 1849 wurde das Zeughaus in Prüm im Zuge dieser Unruhen gestürmt, sodass sich die Revolutionäre bewaffnen konnten. Auch in anderen Orten kam es zu solchen Unruhen, die im Endeffekt durch den Einsatz der Armee schnell wieder niedergeschlagen werden konnten. Das Dokument aus dem Jahre 1852 bezieht sich auf die Taten des Nikolaus Weiand während der Geschehnisse in Bernkastel im Jahre 1849.
Übersetzung des Dokumentes vom 1.03.1852
Trier, den 1ten März 1852
Betrifft das Gesuch des Bürgermeisters Weyand zu Bitburg um Übernahme in den königlichen Dienst, namentlich in die höhere Polizeiverwaltung
(Auf hochverehrliche Randverfügung vom 3ten v. (vorigen) Monats)#
Die hochverehrliche Rand-Verfügung vom 3ten Februar d. Js, mit Beilagen, zurückreichend, füge ich gehorsamst einen Bericht des Landraths Amtes Bitburg vom 20ten v.M.(vorigen Monats) zu.
Abschrift eines Berichtes des Landratsamtes Bernkastel vom 24ten Juli 1849. Hierbei, des welchen Aktenstücken Eu. Hochwohlgeborenen eine möglichst treue Charakteristik des Petenten geneigtest entnehmen wollen.
Meine Wahrnehmungen treffen mit der Auffassung der beiden Berichtserstatter im Wesentlichen zusammen. Der Weyand, im rustigen Alter von 32 Jahren stehend, ledig, hat zwar keine wissenschaftliche, auch keine vollkommene höhere Schulbildung genossen, allein der Besuch eines französischen Lyceums (Gymnasiums) während 3 Jahre, und die Vorstudien für den geistlichen Stand haben demselben immerhin eine gute formale Bildungsgrundlage gegeben. Aufmerksam wurde ich im Mai 1849 auf diese Persönlichkeit. Weyand war zum commissarischen Vertreter des durch die damaligen Unruhen verdrängten Bürgermeisters in Bernkastel ernannt und hatte bald Gelegenheit, Beweis seiner loyalen Gesinnung und seiner persönlichen Bravour abzulegen. Nachdem am 18ten Mai 1849 die ruchlose Erstürmung des Landwehr Zeughauses in Prüm stattgefunden hatte, wandte sich das Schily’sche Corps nach der Mosel, und suchte – in Besitz eines Theiles der geraubten Waffen – einen bewaffneten Aufstand zu provozieren. Die Aufrührer bemächtigten sich zu Bernkastel eines Glockenthurms und versuchten durch Sturmläuten die Umgegend zu alamieren. Dass die Erfolglosigkeit dieses Unternehmens ein Verdienst des Weyand gewesen, darf wol nicht behauptet werden. Tatsache ist es jedoch, daß Weyand in diesen kritischen Momenten mehrere Bürger von Bernkastel versammelte, sich an der Spitze dieser Mannschaft zweimal des Glockenthurms bemeisterte, das Sturmläuten unterdrückte und sich in diesem Begieren weder durch Drohungen ncoh durch Demonstrationen mit Waffengewalt irre machen ließ.
Weyand hatte sich durch sein mutiges Benehmen in dem Grade empfohlen, dass ich Gelegenheit nahm, nachdem der frühere Bürgermeister von Bernkastel reaktiviert worden war, den Ersteren zum Bürgermeister von Prüm und später zum Bürgermeister von Bitburg zu ernennen. In dieser Stellung ist Weyand seit Juni 1851 aus dieser Periode datiert das sehr günstige Zeugnis des commissarischen Landrates von Bitburg, auf welches um so mehr Gewicht zu legen ist, als der Berichtserstatter seit dem Abgange des Herren von Holleuffer von Prüm, eine Zeit lang auch der Kreis Prüm mit verwaltete, der Weyand in Prüm noch vorstand, und selbst Veranlassung gab, das Weyand nach Bitburg versetzt wurde.
Weyand ist treu, eifrig erfahren in den Gesetzen, namentlich als Beamte der gerichtlichen Polizei seit Jahren beschäftigt, und recht gewandt, sowohl im Geschäft wie im Umgange, dabei nüchtern, anständig und solid, - und ich muss gestehen, dass ich auch denselben bei Besetzung der hiesigen Polizeicommissar Stelle gerücksichtiget haben würde, wenn ich hätte unterstellen können, dass er mit einem Einkommen von 500 rt (Reichstaler) vorlieb nähme (Er hat als Bürgermeister etwa 600 rt) Und wenn ich für Bitburg einen passenden Ersatz gewusst hätte. Da der Weyand jedoch in Hinsicht des Einkommens submittiert und ich keinen haltbaren Grund habe, seinen Übertritt in den Staatsdienst zu erschweren, so nehme ich nunmehr keinen Anstand, denselben für den höheren Polizeidienst angelegentlich zu empfehlen, für welchen er sich sehr eignet, d. h. zunächst in der Stellung eines Königl. Polizeicommissars mit etwa 500-600 Reichstaler und zwar, wo möglich in der Rheinprovinz, da die Bildungsschule des Weyand entschieden dieser Provinz angehört. Ich bezweifle es keinen Augenblick, dass Weyand später auch zu höheren Polizeistellen recht gut zu gebrauchen sein wird, doch möchte ich raten, diese Laufbahn nicht zu übereilen, da Weyand etwas eitel und reizbar ist, weshalb es für ihn selbst, wie für den Dienst nützlich sein dürfte, wenn er zur Selbstständigkeit eines höheren Polizeibeamten noch etwas Vorbereitung geniesst. Die zuletzt erwähnte Eigenschaften waren es auch, welche sich mit den gleichartigen des Herren von Holleuffer nicht vertragen konnten, weshalb sich in Prüm einige Verwickelungen herausbildeten, welche aber durch das Abtreten der betreffenden Persönlichkeiten vom dortigen Schauplatze ihre Erledigung gefunden haben, ohne dass ich daraus gegen Weyand ein triftiges Präjudiz ableiten könnte.