Personalakte Thilmany

Übersetzung der Personalakte zum bekannten Bitburger Landrat Nikolaus Thilmany (1806-1885)

Übersetzung der Personalakte Thilmany

Nikolaus Thilmany war Landrat des Altkreises Bitburg und wurde vom Bitburger Stadtrat in die Versammlung geschickt, die 1848 in der Frankfurter Paulskirche getagt hat. Für seine Verdienste um die Stadt, vor allem im Bereich der Landwirtschaft, wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Bitburg ernannt. 

Der VHS Kurs des Stadtarchivs übersetzte in den Jahren 2025 und 2026 die Personalakte von Landrat Thilmany (Landeshauptarchiv Koblenz, Signatur Bestand 442, Nr. 3534) und möchte die Übersetzungen im Folgenden zur Verfügung stellen.

  • Meldung des Kindes von Landrat Thilmany am 16.12.1840

    Bitburg am 16. August 1840

    Anzahl der Kinder des Landrates zu Bitburg

     

    An den königlichen Regierungs-Präsidenten Herr von Schaper[1] Ritter

    Hochwohlgeborenen

     

     

    Euer Hochwohlgeborenen beehre ich mich in Erledigung des nebenrubrizierten hochverehrlichen Rescriptes ganz gehorsamst anzuzeigen, dass ich ein Kind habe, welches am 31. Juli 1820 geboren worden ist.

    Landrat Thilmany

     

    In den Akten, nachdem bei Anstellung des Landrates Lester-Herman der Gebrauch gemacht ist.


    [1] Gemeint ist Eduard von Schaper (1792-1868)

  • Mitteilung des Bürgermeisters Coupette an Thilmany zur Wahl als Deputierter der Stadt Bitburg für Frankfurt

    An den königlichen Landrat Herr Thilmany, Ritter hochwohlgeborenen hier.

    Euer Hochwohlgeborenen beehre ich mich hiermit die Mitteilung zu machen, dass sie heute durch einstimmigen Beschluss des hiesigen Gemeinderats als Vertreter der Stadt Bitburg bei der am 31ten  März und 1ten April des Jahres in Frankfurt am Main stattfindenden Deputierten-Versammlung gewählt worden sind und verkünde damit die Bitte aus gefälligst möglichst bald anzeigen zu wollen, ob sie diese Wahl annehmen können.

    Bitburg, den 26ten März 1848

    Im Auftrage des Gemeinderats

    Der Bürgermeister Coupette

  • Urlaubsgesuch Thilmanys vor der Reise nach Frankfurt

    Trier den 27. März 1848

    An die hochlöbliche Regierung zu Trier

     

    der hiesige Stadtrat hat sich nach dem anliegenden Schreiben des Herrn Bürgermeisters als Deputierten zu der Versammlung Rheinischer oder weitmehr deutscher Städteabgeordneter zu Frankfurt am Main erwählt.

    Ich ehre dieses Mandat, aber in einer Zeit wie die gegenseitige, halte ich es wohl für rathsam, dass ich auf mehr Tage mich aus dem Kreise entferne.

    Will die königliche Regierung mir aber den Urlaub von 5 Tagen erteilen, so nehme ich die Mission mit Vergnügen an.

    Da die Versammlung schon am 31 des Monats in Frankfurt stattfindet, so eilt die von königlicher Regierung zu treffende Entscheidung sehr.

    Der Landrat Thilmany

     

    Entscheidung

    Auf den Bericht vom 26. des Monats erwidert, dass wie so auch dafür halten, die jetzigen Zeit Verhältnisse Ihre Entfernung aus dem Kreise nicht gestatten und kann Ihnen der erbetene Urlaub zu dem bemeldeten Zwecke nicht ertheilt werden.

    Der Regierungs-Präsident

    In dessen Vertretung durch Regierungsrath

    Unterschrift

  • Bericht Regierungskommissars Schedes zu den Geschehnissen in Bitburg vom 18.05.1848 

    Bitburg, den 18ten  Mai 1848

    Schon bei meiner ersten Anwesenheit in Bitburg hatte ich Gelegenheit, die Wahrnehmung zu machen, dass dieses Städtchen von einem üblen Geiste der Unordnung aus mißverstandenen und unverdauten politischen und socialen Ideen erfüllt ist, und dies Bemerkung befestigte sich durch alles, was ich auf der ganzen Tour durch die Eifel über Bitburg hörte, endlich aber auch durch die Erlebnisse bei meiner letzten Anwesenheit.

    In Bitburg sind viele Volksversammlungen gehalten worden, in deren vielfach Dinge vorgetragen sein mögen, die der Fassungskraft der großen Maße nicht mundrecht gemacht werden konnten, da diese in den Köpfen nicht die ursprüngliche politische und socialistische Gestellung behielten. Die liegen in wiederholter Anwesenheit des Grün[1] in Bitburg

    Der Landrat hat sich bei diesen Versammlungen sehr oft beteiligt, gewiss in der allerbesten Absicht aber sein Auftreten, sein vertrauter Umgang mit Grün, der stets bei ihm wohnte, und ihn ganz eingenommen zu haben scheint, hat sehr viel verdorben. Er hat geglaubt, durch Belehrung in den Versammlungen wirken zu können, die Sache ist ihm aber über den Kopf gewachsen und er hat dabei seine Autorität als Beamter eingebüßt, ohne doch der anerkannte Führer der Volkspartei geworden zu sein.

    Dazu kommt, dass er sich bei den unruhigen Auftritten auf dem Lande sehr unrichtig verfahren hat. Er hat die Vermittlungsversuche in Wallendorf, Bollendorf und Speicher meiner Ansicht nach viel zu weit getrieben, und sogar ins solchen Fällen die verschiedenen Ungesetzlichkeiten dadurch, dass er versuchte, den Vorfällen nachher eine legale Form zu geben, sanctioniert, wo er die Macht unzweifelhaft in Hände hatte, mit Energie die thörichten Ansprachen zurückzuweisen. Durch diese schwankende Haltung hat er sich die Gemüther der wohlhabenderen Bauern und ich muss es sagen der Beamten durchweg entfremdet; bei der Maße aber hat er durch die an der einzelnen stillen gemachten Concessionen keineswegs das Terrain wieder gewonnen, was er durch den dabei gezeigten Mangel an consequenten Festhalten an dem Gesetz, verloren hat.

    Von ganz gewöhnlichen Ackerern kann man hören, dass ihm Mangel an Haltung vorgeworfen wird. So ist es leider ein Factum, was nicht wegzuleugnen ist, dass mindestens in einem großen Teile der Kreises seine Stellung sehr compromittiert ist.

    Dazu komt das Bestreben, bei der Wahl im Kleinen für Grün zu wirken, was ihm in der Eifel sehr verdacht wird. Äußerst unangenehme Auftritte standen im September allen nahe bevor.

    Bei der Rückwirkung, welche die Vorfälle in Bitburg auf das Land ausüben, komt es wesentlich darauf an, die Stadt Bitburg in Ordnung zu bringen. Das dieselbe sich jetzt nicht im Zustande der Ordnung befindet, dafür sprechen folgende Facta:


    [1] Gemeint ist Karl Theodor Grün (1817-1887), ein linker Politiker, der 1848 für den Kreis Wittlich in die in Frankfurt tagende preußische Nationalversammlung gewählt wurde.