Die Erinnerung an die Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus ist heute wichtiger denn je. So sieht es zumindest der Arbeitskreis Gedenken aus Bitburg. Der hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Frage der Entschädigung der Opfer beschäftigt. Die Forschungsergebnisse sollen jetzt in einer Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Bei seinen Recherchen stieß der Arbeitskreis auf über 40 Fälle aus dem Gebiet des heutigen Eifelkreises Bitburg-Prüm, in denen eine Entschädigung zur Wiedergutmachung erlittenen Unrechts beantragt wurde. Anhand von fünf Fällen soll das Spannungsfeld zwischen juristischer Wiedergutmachung und moralischer Verantwortung verdeutlicht werden. Dabei geht es zum Beispiel um eine jüdische Familie, die in den 1930er Jahren in Prüm lebte. Oder um einen Priester, der aus Kyllburg stammte, und dessen Jugendseelsorge den Nazis ein Dorn im Auge war. Deswegen verbrachte er mehr als drei Jahre im Konzentrationslager. Behandelt werden sollen drei Fälle aus Bitburg, Roth an Our und Wettlingen.
Die Freizeitforscher des Arbeitskreises Gedenken scheuten keine Mühe auf der Suche nach den weit verstreuten „Entschädigungsakten“. Diese fanden sie schließlich in Archiven in Koblenz, Darmstadt, Wiesbaden und Saarburg. In ihren Beiträgen wollen sie die historische Entwicklung der Entschädigungsverfahren erläutern: von den ersten Rückerstattungsgesetzen in der Nachkriegszeit, über die Bundesentschädigungsgesetze bis hin zu späteren Entschädigungsfonds. Dabei werden sowohl rechtliche als auch gesellschaftliche Dimensionen betrachte. Also: Wer
konnte Entschädigung beantragen – und wer wurde ausgeschlossen? Welche bürokratischen Hürden mussten Opfer überwinden?

Das Foto zeigt den Pfarrer Hans Brantzen, der 1912 in Kyllburg geboren wurde. Während der Nazizeit war er mehr als drei Jahre im KZ Dachau interniert. In den 1950er Jahren führte er deswegen einen jahrelangen Kampf um Wiedergutmachung. Sein Fall ist einer von fünfen, die während der Veranstaltung zur Sprache kommen. Foto: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: HLA HStAD H 3 Offenbach Nr. 166511
