Schnell konnten die Behörden ermitteln, dass eine rechtsradikale Organisation, die Organisation Consul (O.C.), für das Attentat verantwortlich war. Deren Mitglieder wurden daraufhin verhaftet bis auf zwei Männer, die erst am 17.07. nach intensiver Suche verhaftet wurden. Am 27. Juli 1922 berichtet die Ausgabe der Bitburger Zeitung von einem interessanten Erlebnis, welches der damals in der Trierer Straße wohnende Bitburger Bürger Toni Simm und ein Freund aus Aachen in Zusammenhang mit der Suche nach den Attentätern im Breisgau hatten. Als Quelle diente das Staufener Tageblatt, welches folgenden Artikel veröffentlichte: „Auf der Suche nach den Rathenau-Mördern ist man auch hier im Breisgau und manch sonst friedlicher Bürgersmann hat nun plötzlich einen scharfsinnigen Detektiv in sich entdeckt und beguckt sich jeden fremden Wandersmann von allen Seiten, ob der Steckbrief der Rathenau-Mörder nicht doch etwa auf den Fremdling passe, damit derselbe der rächenden Justitia überliefert werden könne. Ruhmvoll wärs, die Mörder zu fassen, erträglich auch, denn zwei Millionen Prämie sind kein Pappenstiel. Also am vergangenen Sonntag wars. Der Himmel machte ein grämliches Gesicht und ließ dicke Regentropfen auf Mensch und Vieh niederklatschen. Ein grämliches Wetter macht grämliche Leute. So ist es hier in Staufen und so war es am Sonntagnachmittag in Kenzingen, wo zwei ehrsame Bürger vor dem „Salmen“ standen und über Politik, Wetter und schlechte Zeiten disputierten. Plötzlich stockte ihr Redefluss, denn soeben kamen zwei junge, gut gekleidete Männer über die Straße mit fremden Gesichtern und fremden Dialekt. Die braven Kenzinger durchfuhr ein gruseliger Schreck und beide langten nach der Tasche, um den Steckbrief der Rathenau-Mörder hervorzuholen. Eine kritische Prüfung – es stimmt! Dieweil schnabulierten die ahnungslosen Fremdlinge in aller Seelenruhe im „Salmen“ und begaben sich hierauf nach Weisweil, wo sie die Rheinbrücke besichtigten. Die Kenzinger Detektive aber blieben ihnen auf der Ferse, benachrichtigten die Grenzpolizei und ließen die verblüfften Rathenau-Mörder verhaften. Schwere Sorge bereitete ihnen die Frage, was sie wohl mit den zwei Millionen Fanggeld anfangen sollen, die ihnen nun sicher waren. Aber 1. Kommt es anders und 2. Als man denkt. Die gefassten „Rathenau-Mörder“ ließen sich nämlich nicht aus der Ruhe bringen, sie zogen ihre Papiere aus der Tasche und bewiesen, dass sie keine blutdürstigen Mörder, sondern zwei fidele Rheinländer seien, die zurzeit – gleich und gleich gesellt sich gern – im weingesegneten Städtchen Staufen wohnen und nur einen Sonntagsbummel nach Kenzingen unternommen hatten.“ GvS
